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Männer wählen das Leben – Onan fehlten Mut und Willen

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Nur 6 Verse lang im 1. Mose 38 lebt Onan, der zweite Sohn Judahs mit der Tamar, also ein Enkel Jakobs und Neffe des berühmten Josef in Ägypten. Er soll seinem verstorbenen Bruder (der hieß „Er“ und starb bald nach der Hochzeit mit Tamar, weil er „böse vor dem Herrn“ war) mit der Tamar Nachkommen schaffen; weil er seinen Samen dann immer „auf die Erde fallen und verderben“ ließ, ist er zum Namensgeber für männliche Selbstbefriedigung geworden. Fälschlicherweise: daß es bei Onan gar nicht um Selbstbefriedigung ging, wird in diesem netten Interview mit Onan angesprochen. Eine andere schöne Geschichte ist dieser Brief der Tamar an Judah in einer Sendung des DLF, in dem die Geschichte aus Sicht der Tamar erzählt wird. Eine jüdische Auslegung, die gar einen Zusammenhang mit der Josefsgeschichte herstellt, findet sich hier.

Warum mußte er sterben? Muß jeder sterben, der onaniert? Irgendwann schon, aber es gäbe wahrscheinlich kaum Männer, die älter als 20 Jahre alt werden, wenn der Tod schon wenige Lebensverse später einträte. Worum geht es also in dieser Geschichte, was könnten wir von diesem Anti-Held doch noch lernen?

Onan ist nicht die Hauptfigur in diesem Kapitel, das ist eine Frau, seine nichtjüdische Schwägerin Tamar, die es in den Stammbaum Jesu und zur ersten Frau im Neuen Testament geschafft hat. Ihre Vorgehensweise dabei wurde nie zur Nachahmung empfohlen (sie verführte ihren Schwiegervater und wurde von ihm schwanger), doch lohnt es sich, über sie und Onan weiter nachzudenken.

Da ich gleich mehrere Schwägerinnen habe, kann ich mitfühlen, eine leichte Aufgabe ist es nicht, was von Onan verlangt wird. Damals war das nicht unmoralisch, es war legitimiert und sollte ja zu einer Ehe führen. Und sie scheint ihm attraktiv genug gewesen zu sein, vor lauter Langeweile bekommt kein Mann einen Erguß, er war von ihr erregt, so viel steht fest. „… wenn er einging zu seines Bruders Frau“ – es blieb nicht bei einem Mal, ob aus Anziehung oder aus Pflicht? Und sie gab sich ihm offensichtlich hin, sie war bereit zu dieser Beziehung, ob aus Liebe, Pflichtübung oder Verzweiflung. Das ist kein besonders romantisches Kapitel hier, auch wenn es um Frauen, Sex und Kinder geht.

Was war also Onans Fehler? Folgende Stichworte fallen mir ein:

  • er erfüllte eine familiäre Pflicht nicht, auch wenn diese offensichtlich reizvoll war…
  • er wollte einer Frau das Recht auf ein Kind verweigern
  • damit verweigerte er der Frau Bindung, Lebensperspektive, Anerkennung, Selbstwertgefühl, Altersversorgung, Zukunft – waren doch Kinder damals die Grundlage für all das im Leben einer Frau
  • er wollte für die Frau nicht Verantwortung und Verpflichtung übernehmen
  • er täuschte die Frau, da er mit ihr Sex hatte, ohne ihr das zu geben, was ihr an dieser sexuellen Beziehung wichtig war, er ihre Hingabe nicht mit seiner Hingabe beantwortete
  • er wollte einem oder mehreren Kindern nicht zum Leben verhelfen
  • Gott wollte von Onan die Zusage zur Frau, zum Kind, zur der Rolle, die Gott ihm zuwies

Zur Erklärung, wenn auch nicht Ehren- und Lebensrettung Onans wird ja ein Grund genannt, warum er das tat, 1. Mos 38, 9: „Aber da Onan wusste, dass die Kinder nicht sein Eigen sein sollten, ließ er’s auf die Erde fallen und verderben, wenn er einging zu seines Bruders Frau, auf dass er seinem Bruder nicht Nachkommen schaffe.“ Ob er einen Zorn auf seinen Bruder hatte oder keine Lust, für Kinder zu sorgen, die ihm nicht „gehörten“ – an dem Punkt können viele geschiedene Männer heute mitfühlen, die nur zahlen dürfen, ohne die Kinder zu „haben“ und ohne das Ansehen und die Bestätigung der erfolgreichen Vaterrolle.

Schluß: auch wenn viele Pfaffen und Eltern das ein paar Jahrtausende so sahen, es geht hier nicht um Erleichterung im stillen Kämmerlein, wenn gar keine Frau da ist, die diesen Samen möchte, es geht hier nicht um den zurückgewiesenen, beleidigten (nicht abfällig – die Frau beleidigt ihn echt mit ihrer Verweigerung) doch immer braven Ehemann, es trifft sie in den seltensten Fällen der Schlag. Es geht um eine starke Kraft, mit der Gott uns zeigen will, welche Rolle er uns Männern zuweist. Onan verließ der Mut, Onan war es wichtiger, daß die Kinder nicht ihm gehören sollten (sondern Gott oder der Tamar oder der Großfamilie), Onan wollte nicht für eine Frau sorgen und sich binden, obwohl es seine Aufgabe gewesen wäre. Die Pflichterfüllung (auch wenn das kein modernes Wort ist), die Familie, das Recht der Frau auf Leben und Anerkennung, das Sich-Binden (dabei hätte sie damals nicht mal seine einzige Frau bleiben müssen), Kinder als Wert an sich – das alles wäre das Leben gewesen – das sind die Werte, auf die Gott uns mit unserer Sexualität stoßen möchte, so kann diese starke Kraft in Gottes Sinne uns zum Leben gebrauchen und zur Erfüllung auch unserer Rolle und unseres Lebens dienen.

Ausblick: wahrscheinlich unterschätzen moderne Frauen und v.a. der Zeitgeist, wie wichtig Kinder(-kriegen) für eine Frau sind (ist); Jesus sprach nie über Kinder, wenn er mit einer Frau sprach, er wollte das AT aber nicht abschaffen, sondern erfüllen. Wenn wir die Hingabe einer Frau heute mit unserer Verpflichtung für Bindung, Lebensperspektive, Anerkennung, Selbstwertgefühl, Altersversorgung, Zukunft der Frau beantworten wollen – wie tun wir das angemessen? Gibt es Vorbilder, Rollen, einen Kanon für ein positives Mann- und Vater-Sein? Oder muß das Rad in jeder Beziehung neu erfunden werden? Mit Krisen, Machtspielchen, Dauerdiskussion, Vorwürfen, Enttäuschungen? Müssen wir die Menschenkenntnis und die Erfahrungen der Menschen mit Gott im AT über den Haufen werfen oder dürfen wir sie mit der Liebe, Weisheit und der Gerechtigkeit, die Jesus uns gebracht hat, erfüllen und danach leben?

Nachtrag nach dreieinhalb Jahren im JUN 2014: eine ähnliche Interpretation der Geschichte lieferte schon früher (ohne daß ich diese kannte) ein Gemeindebrief aus Berlin: http://www.emmaus.de/paternoster/paternoster2_2006/index.html.

Auch dieser Artikel geht in die gleiche Richtung, mit feministischen Untertönen, die die starke Frau gegen die patriarchale Gewalt betonen.

Written by altervater

30. Oktober 2010 um 20:31

Veröffentlicht in Bibel, Ehe, Familie

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